Widersprüche im Arbeitsschutz, Teil VII – Verhaltensbedingte Unfälle

Manager und Sicherheitsexperten behaupten vermehrt, dass 90, oder gar 100% der Unfallereignisse verhaltensbedingt sind. Mit diese Aussage, wird ein Unfall auf eine einzige Ursache reduziert. Das steht im Widerspruch zu der über Generationen gültigen Aussage, dass ein Unfall immer ein ganzes Bündel von Ursachen in sich birgt.

Wenn 90 % als „verhaltensbedingt“ analysiert werden, wird auf eine einzige Unfallursache reduziert. Beide Aussagen widersprechen sich. Entweder haben wir in keinem Fall nur eine einzige Ursache oder wir vereinfachen doch auf eine einzige Ursache. Allerdings kann nur eine Aussage stimmen. Wenn der Mitarbeiter im Analysegespräch endlich sagt: „Da muss ich wohl einen Fehler gemacht haben“, wird das Analysebuch mit gutem Gewissen zugeschlagen. Die Verhältnisse können bleiben wie sie sind. Technisch und organisatorisch wurde ja bereits alles getan.

Menschen sind nun mal fehlerhafte Wesen. Wenn dem nicht so wäre, würden wir noch in Höhlen leben. Ist wirklich alles technische und organisatorische getan worden, damit Fehler keine fatalen Auswirkungen haben? Auch Manager und Führungskräfte machen Fehler. Vielleicht kosten solche Fehler Arbeitsplätze, merkt aber niemand. Die Lösung lautete: „In 90 % der Ereignisse sind Verhaltensanteile auch mit dabei.“ Eine fast gleichlautende Aussage, aber inhaltlich ein riesiger Unterschied. Da es aber fast immer auch einen Verhaltensanteil gibt, lohnt es sich darüber nachzudenken, ob und wie dieser reduziert werden kann. Wie groß der Verhaltensanteil am Geschehen ist, ist allerdings wieder eine ganz andere Frage.
(s. https://www.institut-input.de/kultur-der-praevention/)

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